rozznjogd

Rozznjogd

… Ois on dia is obfoi, folsch, ongleand! Dei hian is basena, a scheißhausmuschl, in de di brunze von de ondan einerinnt! …
Heute, dank der Segnungen der globalen Informationskultur, ein noch schwierigeres,zugleich mutigeres Unterfangen denn je.

http://www.pflasterspektakel.at/2012/de/2096_2100.asp

Mitwirkende |Darsteller| Markus Schramm, Evelyn Ruzicka |Produktion u.v.m.| Andreas Wipplinger
Stück| Peter Turrini |Regie| Peter Pertusini |Regieassistenz| Anja Baum |Bühne| Roland Ruf |Kostüm| Antje Eisterhuber |Musik| Fadi Dorninger und Jürgen Peer
Kritiken
Radikale Rozznjogd in der Linzer Tabakfabrik
Noch bis Donnerstag ist die Linzer Tabakfabrik Schauplatz für die „Musenspiele 2012“, die am Freitag unter anderem mit Peter Turrinis Stück „Rozznjogd“ eröffnet wurden.
Mit der Lieferrampe im Ostblock war die ideale Bühne gefunden für ein Kennenlernspiel der speziellen Art in der Regie von Peter Pertusini.
„Wie soid i mi in wen valieben, den i net kenn?“, fragt Sie Ihn, im tiefsten Dialekt (wie es Autor Turrini angeordnet hat), beim ersten Rendezvous auf einer Mülldeponie, wo sich die Ratten tummeln, zum Abschuss freigegeben. Was passiert, wenn man sich, um einander kennenzulernen, all dessen entledigt, was einen auszumachen scheint?
Ein hingebungsvoll ramponierter VW Golf Cabrio ist das Bühnenbild von Roland Ruf, das mit quietschenden Reifen vorfährt, und optimal, das naturbelassene Ambiente der Tabakfabrik, die sich einmal mehr als ziemlich genial für derartige Unterfangen erweist.
Perücke, Zähne, Tascheninhalte – das Publikum, rund um die Rampe angeordnet, wird Zeuge, wie sich zwei Menschen auf der Suche nach sich selbst und dem anderen Schicht um Schicht ihres materiellen Zubehörs entledigen. Binnen eineinhalb heftiger radikaler Theater-Stunden, Fäkalausdrücke inbegriffen.
Mutige Darsteller
Eine Stück der Selbstentblößung, nicht nur im übertragenen Sinne, das seinen Darstellern eine gehörige Portion Mut abverlangt: Evelyn Ruzicka verkörpert „Sie“, mit impulsiver Inbrunst, exaltiert, überdreht, auf Stöckelschuhen die Bühne querend. Markus Schramm ist ein pseudo-lässiger „Er“ mit Imponiergehabe, der seine Aggressionen an den Ratten auslässt und dabei unflätigste Reden spuckt. Warum Peter Pertusini eine dritte Figur hinzugefügt hat, die als Kommentator einen Prolog beisteuert oder das Spiel unterbricht, um aus Politiker-Reden zu zitieren, wird nicht ganz klar. Allzu schnell fliegen einem Begriffe wie „kollektive neurotische Ohnmacht“ oder der „Absolutismus des Notwendigen“ um die Ohren, sodass man Andreas Wipplinger zurufen möchte: Bitte etwas langsamer und deutlicher! Dennoch: Viel Beifall, vor allem für die nicht zimperlichen Darsteller.
Musenspiele 2012: „Rozznjogd“ von Peter Turrini (Premiere: 6. 7., Tabakfabrik Linz)
Öberösterreichische Nachrichten am 14. Aug 2012